DEM UNSINN EINEN SINN GEBEN
Das macht zwar nicht immer Sinn, ist aber immer ein Versuch wert ! Hierzu eine kleine Geschichte die exemplarisch für meine Arbeit spricht:
(Sie bezieht sich auf eine Wurzelholzskulptur aus Eibe Bild Skulptur Nr.13,14,15,16 )
"SEHEN"
Dort, wo ich einst stand, hatte ich ein recht schönes Leben. Viele Menschen und Tiere – junge und alte – begegneten mir jeden Tag aufs Neue.
Ich war Lebensraum für unzählige Lebewesen; bot den Menschen Schutz bei Wind und Wetter. Jeden Morgen kamen unzählige Kinder meist in großer Eile an mir vorbei – ein reges Treiben. Dann hörte ich ein Klingeln und eine Stille trat ein. Nun konnte ich den Vögeln bei ihrem Gesang lauschen, bis es ein zweites Mal klingelte. Dann war wieder für 20 Minuten reges Treiben um mich herum. Einige von den jungen Menschen hatten mich zu ihrem Treffpunkt auserkoren und ich konnte – neben dem unangenehmen Qualm, den diese jungen Menschen auspusteten doch einigen spannenden Geschichten lauschen. Auch wurden Streiche ausgeheckt und überlegt, wie man die nächste Unterrichtsstunde am besten rumkriegt.
Meine kleinen Tipps, die ich ihnen durch meine Blätter zuflüsterte, konnten sie anscheinend nicht hören. Ab und zu ritzte einer mit einem Messer an mir rum. Irgendwelche Buchstaben oder so.
Das kitzelte ein wenig.
Viele Jahre stand ich dort und wurde groß und stark. Ich wurde so groß, dass ich euch für eine
Feuerschutztreppe im Weg stand. Ich, der immer eine schützende Hand über euch gehalten hat,
sollte nun weichen. Leider! Auch wenn ich in gewisser Weise dafür Verständnis hatte, hätte ich nach einer anderen Lösung gesucht.
Einen nach dem anderen Arm sägtet ihr mir ab. Das tat weh!
Dann kam ein Monster mit einem Greifarm, packte mich und zog mich samt Wurzelwerk aus dem Boden. Gerade in diesem Moment kam ein Künstler daher geradelt und legte für mich ein gutes Wort ein. Er bewahrte mich davor, vollends zerkleinert zu werden. So wurde ich in eine ruhige Ecke des Schulhofs gelegt. Der Künstler sagte, er habe etwas vor mit mir. Na ja, so konnte ich dort wenigstens in Ruhe liegen und mich langsam von meinen, über die Jahre liebgewonnenen kleinen Menschen verabschieden. Die ganz kleinen kamen immer mal wieder und kletterten auf mir herum. Das war schön, wusste ich doch, dass ich nicht ganz unnütz geworden bin. So vergingen einige Jahre und
man drängte den Künstler, mich langsam aber sicher abzuholen. Keine leichte Aufgabe, denn ich war groß und sehr schwer. Tage darauf spürte ich ein leichtes Kitzeln an meinen Füßen. Der Künstler und einige von den Kletterzwergen befreiten meine Wurzeln von dem Lehm und den Steinen, die ich immer noch festhielt. Spendeten sie mir doch Nahrung und ermöglichten mir ein gesundes Leben.
Loslassen ist nicht immer so leicht.
Einige Tage kam er immer wieder zu mir, bis er sich von einem Freund helfen ließ und mich mit
einem Kran auf einen Hänger hievte. Meine Reise begann. In einem schönen Garten wurde ich mit Hammer, Meißel und Wasser von Erde und Steinen befreit. Die volle Pracht meines Wurzelwerks, jede einzelne Lebensader kam zum Vorschein. Mit Tränen in den Augen betrachtete mich der Künstler ehrfurchtsvoll. Oder war es nur das Spritzwasser, welches mich dies glauben ließ?
Ein Lächeln konnte ich ihm aufs Gesicht zaubern, als ich ihm eine seltene Münze, die ich lange in meinem Wurzelwerk festhielt, schenkte. Dann wurde es für mich stressig. Mit Stechbeitel, Sägen und Schleifgeräten rückte er mir zu Leibe. Als er mich dann nach Wochen des Leidens mit ätherischen Ölen zärtlich massierte, konnte ich ihm dann doch letztendlich verzeihen. So reise ich durch die Welt und kann wieder interessanten Menschen wie dir begegnen.
"Fass mich ruhig an; ich mag das gerne. Wirklich! Schau durch mich durch und du wirst sehen."
Armin Küpper Liedberg 2018
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Seit über dreißig Jahren arbeite ich jetzt Jahren als freischaffender Künstler. Nach meinem Schulbesuch ( Waldorfschule Essen ) bin ich über den Gitarrenbau zum Drechseln gekommen. Habe einige Jahre alles Mögliche gedreht was rund ist. Schalen, Dosen, Kreisel Pilze, und was weiß ich nicht noch alles. Das Spannende war immer, das Holz
mit seiner einzigartigen Maserung zu entdecken. Im Wald eine Wurzelknolle mitnehmen und dann in der Werkstatt dem Stück eine Form geben, die der Schönheit des über Jahre gewachsenen Holzes gerecht wird.
Dann wurde mir die Drechselarbeit irgendwann zu rund und ich widmete mich mehr und mehr der freien Skulptur -bis heute ein unendliches Feld der Möglichkeiten.
Bei einem Stück Holz hat man bedingt durch seine eigene Form begrenzte Möglichkeiten bei der Gestaltung.
Aber man findet auch eine Anregung oder Inspiration in dem schon von der Natur gestalteten Stück.
Die Modelle für meine Bronzen
modelliere ich erst in Wachs, oder Ton. Das Wachsmodell gebe ich in eine Kunstgießerei, wo im Wachsausschmelzverfahren (verlorene Form) die Figur in Bronze gegossen wird. (bei einem Modell aus Ton, Holz ... wird erst eine Negativform aus Silikon und Gips hergestellt die dann mit Wachs ausgegossen wird).
Das Ziselieren (entfernen der Gießkanäle u. Grate) und Nacharbeiten, sowie das Patinieren und Polieren ist dann wieder meiner Hände Arbeit. So ist jede Figur ein Unikat.
In der Malerei
habe ich ganz andere Ausdrucksmöglichkeiten .Vor allen Dingen ist das Spannende dabei, dass zu Beginn erst einmal "Nichts" ist - eine leere Leinwand.
Mit dem ersten Strich beginnt die erste Einschränkung, oder aber die Eröffnung aller Möglichkeiten auf dieser ausgewählten Fläche (Maß der Leinwand). Jedenfalls dann, wenn ich mich dem: "aus dem Moment heraus Entstehen zu lassen", öffne. Es gibt natürlich auch die konstruierten Bilder, bei denen schon eine Idee oder ein Bild im Kopf rumschwirrt, wo es dann darum geht mit der Malerei
möglichst nah an diese Vorstellung ranzukommen. Wie gut das gelungen ist, weiß dann nur der Maler selbst.
So oder so ist die Malerei für mich spannend und es gefällt mir, mich damit auszudrücken und mich selbst dabei zu erfahren.